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Dazwischen

300 Jahre Herzog Christian IV. von Pfalz-Zweibrücken


Rezensent(in): Vorderstemann Jürgen

Erscheinungsjahr: 2022
Autor(en): Glück Charlotte
Erscheinungsort: Zweibrücken

Herzog Christian IV(1736-1775), dem die Ausstellung im Stadtmuseum Zweibrücken und der vorliegende Katalog gewidmet sind, war mit seiner Person wie mit seinem Lande tatsächlich „dazwischen“, nämlich zwischen Frankreich, dessen Vasall er war, und dem Deutschen Reich in seiner Eigenschaft als Reichfürst. Aufgrund des Hausvertrags der Wittelsbacher hatte er Erbansprüche auf die Kurpfalz, was ihn für beide Mächte interessant machte. Christian, der schon als junger Mann auf seiner Kavalierstour 1739 Paris kennen gelernt hatte, war für sein Leben von der französischen Kultur geprägt und stand nicht nur politisch Frankreich nahe, sondern suchte auch sein Herzogtum und seinen Hof in Zweibrücken diesem Ideal entsprechend zu gestalten. Er war befreundet mit dem französischen König Ludwig XV. und Madame Pompadour, hatte neben seinem Hôtel des Deux-Ponts in Paris auch eine Wohnung im Schloss von Versailles. In Paris hatte er Umgang mit führenden Vertretern der Aufklärung, was sich in Zweibrücken in der Kulturförderung auswirkte – er förderte eine Malerschule unter Christian Mannlich, öffnete die Bibliotheca Bipontina  für die Öffentlichkeit, hielt ein Hoftheater, suchte (vergeblich) den Komponisten Christoph Willibald Gluck nach Zweibrücken zu holen, hielt auch ein kleineres Orchester. Er förderte den französischen Buchdruck in Zweibrücken, die  Gazette Universelle de Deux Ponts wurde europaweit gelesen. Für das berühmte Mannheimer Orchester vermittelte er Gastspiele in Paris. Auch seine Schlossbauten und die Herzogsvorstadt orientierten sich stilistisch an Frankreich.

Zwar war Christian aus politischen Gründen zum Katholizismus konvertiert, war aber als aufgeklärter Fürst in seinem Lande religiös tolerant. Als unkonventionell ist auch sein Verzicht auf eine politische Standesheirat zu sehen; statt derer ging er eine morganatische Ehe mit der Mannheimer Tänzerin Marianne Camasse (dann Gräfin Forbach) ein, die er zeitlebens geheim hielt. Seine Söhne Christian und Philipp, der sich später Wilhelm nannte, waren deshalb nicht erbberechtigt. Reiches Material zu dieser Familiengeschichte findet sich im Nachlass Christian Graf von Forbach, Freiherr von Zweibrücken (Sign. N 73, Bestand früher im Archiv Radolin) im Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz/Pfälzische Landesbibliothek Speyer.

Die Hofhaltung und die Bauprojekte waren kostspielig, und dazu kamen die Investitionen zum Aufbau von Manufakturen wie z. B. für Porzellan und Textilien, die Förderung der Landwirtschaft und die Wiederaufnahme des Quecksilberbergbaus bei Obermoschel und die Errichtung eines Gestüts. Nicht alle Unternehmen erwiesen sich als tragfähig, und auch die Beschäftigung mit der Alchimie, wohl auch zum Goldmachen, der der Herzog wie auch andere Potentaten der Zeit verfiel, konnte die immense Schuldenlast nicht mindern, die er dann seinem Nachfolger hinterließ. Möglicherweise hat sogar eine Quecksilbervergiftung seinem Leben ein Ende gesetzt.

Christian IV. war ein aufgeklärter, dabei absoluter Herrscher, der seinem kleinen Herzogtum zwischen den Kriegen der Zeit eine gewisse Blütezeit geschenkt hat. Der Katalog bietet mit seinen komprimierten Kapiteleinführungen und reichem farbigem Abbildungsmaterial einen guten Überblick über eine von ihrem fortschrittlichen Fürsten geprägte Geschichtsepoche Zweibrückens.

Jürgen Vordestemann, Rez. von Charlotte Glück, Dazwischen. 300 Jahre Herzog Christian IV. von Pfalz-Zweibrücken, Zweibrücken 2022, URL: https://www.hist-verein-pfalz.de/de/rezensionen/7/wid,963/rezensionen.html
Erschienen in: Pfälzer Heimat 74,1 (2023)

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