Rezensionen

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Die Deutschen. Eine Autobiographie.

Aufgezeichnet von Dichtern und Denkern


Rezensent(in): Fenske Hans

Erscheinungsjahr: 2018
Autor(en): Fried Johannes
Erscheinungsort: München

Johannes FRIED, lange Jahre Professor für mittelalterliche Geschichte in Frankfurt am Main und seit etlichen Jahren im Ruhestand, geht in seinem jüngsten Buch der Frage nach, was deutsche Dichter und Denker über ihr Land äußerten. Dabei läßt er die von ihm behandelten Autoren mit breiten Zitaten zu Wort kommen, von daher rechtfertigt sich das Wort Autobiographie im Titel. Nach einer langen Einleitung, einer Art Zusammenfassung, handelt er im sehr ausführlichen ersten Kapitel über die Entstehung des deutschen Volksnamens vom späten achten Jahrhundert bis zum Annolied, in dem kurz vor 1100 erstmals diutische liuti erwähnt werden, und kommt dabei zu dem Schluß, daß nicht einmal der Volksname das geistige Eigentum derer war, die sich seiner bedienten. Mitteleuropa ist für ihn in jener Zeit lange ein multiethnisches Gebilde. Sodann geht es um die Wiederentdeckung (um 1425) der Germania des TACITUS und um deren breite und langandauernde Resonanz. Eingehend erörtert FRIED in diesem Kapitel JACOB WIMPHELING und MARTIN LUTHER, dem er bescheinigt, den Deutschen den Weg zu einem antipäpstlichen Nationalismus gewiesen zu haben. Im Zusammenhang mit dem Dreißigjährigen Krieg handelt er breit über GRIMMELSHAUSEN. Die Äußerungen des Narren, der Jupiter sein will, nennt er eine böse Karikatur deutscher Wünsche und eine entsetzliche Zukunftsvision. Des weiteren geht es in diesem Kapitel um PUFENDORF, LEIBNIZ, HERDER und um GOETHES sehr kritisches Urteil über die Deutschen. Für die Zeit der Französischen Revolution verweist FRIED auf SCHILLER, auf die Brüder SCHLEGEL und die Gebrüder GRIMM, auf THEODOR KÖRNER, KLEIST, FICHTE und ARNDT. FICHTE beschuldigt er maßloser Arroganz, und ARNDT machte nach seiner Einschätzung den Haß zur nationalen Tugend. Im Kapitel über die Restaurationszeit werden sehr viele Autoren vorgestellt: JEAN PAUL, JULIUS MOSEN, Verfasser des AndreasHofer-Liedes, SIEBENPFEIFFER, GERVINUS, RÜCKERT, HEINE, HERWEGH und ANNETTE VON DROSTE-HÜLSHOFF. Für die Reaktionszeit sei nur verwiesen auf SCHOPENHAUER, WAGNER und EMANUEL GEIBEL, von dem die Vision stammt, es möge einmal am deutschen 1 Rez. FRIED, Die Deutschen Wesen die Welt genesen. GEIBELS politische Lyrik hat, so FRIEDS Fazit, zur Ausbildung einer unterschwelligen Gewaltbereitschaft in Deutschland erheblich beigetragen. Breit kommt auch GUSTAV FREYTAG zu Wort, ebenso im Kapitel über das Kaiserreich. FRIEDRICH NIETZSCHE wird mit seiner kritischen Einstellung zum Reich breit vorgestellt. FRIED befindet insgesamt, daß das damalige deutsche Bürgertum eine geringe politische Urteilsfähigkeit hatte...

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