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Auf Messers Schneide

Wie das Deutsche Reich den Ersten Weltkrieg verlor


Rezensent(in): Fenske Hans

Erscheinungsjahr: 2018
Autor(en): Afflerbach Holger
Erscheinungsort: München

Seit langem beschäftigt sich der jetzt an der englischen Universität Leeds lehrende deutsche Historiker Holger AFFLERBACH mit dem Ersten Weltkrieg. In seinem jetzt vorgelegten Buch zieht er eine Bilanz seiner vielfältigen Forschungen. Er ist der Ansicht, daß die Standardinterpretation der deutschen Politik und Strategie im Ersten Weltkrieg, wonach das Deutsche Reich weitausgreifende imperiale Ziele verfolgt und (so FRITZ FISCHER 1961) nach der Weltmacht gegriffen und an diesem Ziel unter der praktisch diktatorischen Führung der Militärs lange festgehalten habe, in die Irre geht. Die nötige Korrektur will er bieten. Seine Darstellung ist in drei große Teile gegliedert. Der erste Teil ‚Hybris: Im Bewußtsein der Stärke‘ führt den Leser vom Weg in den Krieg bis zu den schweren Kämpfen im Sommer 1916. Der zweite Teil ‚Klimax: Im Scheitelpunkt des Krieges‘ ist den wenigen Monaten vom Herbst 1916 bis zum Kriegseintritt der USA im April 1917 gewidmet. Der dritte Teil ‚Nemesis: Die Niederlage der Mittelmächte und die Zerstörung des alten Europa‘ gilt der Entwicklung vom Frühjahr 1917 bis zum Waffenstillstand im November 1918. Abschließend richtet der Autor den Blick kurz auf den Versailler Vertrag. In der Darstellung geht es durchgehend um die strategischen Planungen des deutschen Generalstabs und um die politischen Überlegungen der Reichsregierung, aber selbstverständlich wird der Blick auch auf die Kämpfe und auf die in London, Paris und Washington getroffenen Entscheidungen gerichtet. Dem kalkulierten Risiko des deutschen Reichskanzlers BETHMANN HOLLWEG kann AFFLERBACH nichts abgewinnen. Er nennt diese Politik einen kapitalen Fehler. Der zweite große Fehler bei Kriegsbeginn war die Verletzung der belgischen Neutralität, aber England wäre nach Ansicht des Autors mit großer Wahrscheinlichkeit auf jeden Fall in den Krieg eingetreten...

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